Normalerweise sind Ausstellungsräume von außen nicht einsehbar. Gegen die Bezahlung eines Eintrittspreises und unter der Einhaltung museumstypischer Verhaltensregeln bewegen sich Besucher:innen zwischen den Kunstwerken. Dieses übliche Erleben von Kunst ‚im Raum‘ ist aufgrund der Corona-Pandemie erheblich eingeschränkt oder gar vollends untersagt worden. Wie lässt sich Kunst dennoch unter pandemischen Bedingungen öffentlich und für alle Bürger:innen gleichermaßen erfahrbar machen? Welche alternativen Präsentationsformen gibt es, die abseits des während der Pandemie gängiger gewordenen digitalen Ausstellungsraumes liegen?

Im Hintergrund dieser dringlichen Fragen präsentierten wir die im ‚Schaukastenprinzip‘ konzipierte Ausstellung „Jørgen May – Von Hamstern und Tapeten“: Für einen Zeitraum von drei Wochen konnten ausgewählte plastische Arbeiten des Bildhauers Jørgen May an zwei unterschiedlichen Jenaer Orten kostenfrei und ausschließlich von außen besichtigt werden. Ergänzt wurde die Ausstellung durch einen ebenfalls temporär angelegten Instagram-Account, der über QR-Codes, die an den Schaufenstern der Ausstellungsräume angebracht waren, erreicht werden konnte. Der mit Werkinformationen und fotografischen Detailaufnahmen der Ausstellungsexponate versehene Instagram-Account fungierte dabei nicht zuletzt als ‚corona-freundliche‘ Fläche für Begleitprogramm wie etwa ein Künstlergespräch.

Im Mittelpunkt des nahezu vollverglasten, kulturell etablierten Veranstaltungsortes Glashaus im Paradiespark stand eine aus grünem Styrodur gefertigte Tempelanlage, innerhalb welcher Jørgen May einige seiner mischwesenhaften Figuren – wie beispielsweise die jüngere Arbeit „Sphinx“ – platzierte. Die meisten Exponate wurden jedoch in der vormals leerstehenden und unsererseits infrastrukturell aufbereiteten Ladenfläche der Saalbahnhofstraße 11-15 präsentiert. In diesen über zahlreiche Schaufenster verfügenden Räumlichkeiten fanden sowohl ältere als auch jüngere Skulpturen und Plastiken Jørgen May Platz, die der Künstler zumeist aus ‚einfachen‘ Baumaterialien wie Gips, Holz, Glas oder Styropor herausarbeitet und die sich inhaltlich zwischen der Konstruktion und Dekonstruktion des menschlichen Körpers, mythologischen Themen und der Verarbeitung der (Künstler-)Biographie bewegen.

Zum Künstler:

Derzeit studiert der 1990 in Dachau geborene Künstler Jørgen May, der bereits eine Ausbildung als Holzbildhauer absolvierte, an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe in der Bildhauer:innenklasse von Stephan Balkenhol. Seit 2016 präsentiert May seine Arbeiten in diversen Gruppenausstellungen. In Jena wurde eine Auswahl seiner bis dato entstandenen Arbeiten erstmals in Form einer Einzelausstellung gezeigt.

Homepage des Künstlers: https://www.joergenmay.com

Gefördert wurde die Ausstellung von der Liebelt Stiftung (Hamburg), Carl Zeiss Jena sowie Jena Kultur.